Zueignung

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten



Vorspiel auf dem Theater

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren;
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.


Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen


Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten
Und spielen ohne Gage mit.


Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich nun endlich Taten sehn!


Und wandelt mit bedächtger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle!



Prolog im Himmel

Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,
Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.


Er nennts Vernunft und brauchts allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.


Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
Daß Blüt und Frucht die künftgen Jahre zieren.


Es irrt der Mensch, solang er strebt.


Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.


Du darfst auch da nur frei erscheinen;



Der Tragödie erster Teil

Nacht

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;


Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält


Und wenn Natur dich unterweist,
Dann geht die Seelenkraft dir auf


Welch Schauspiel! Aber ach! Ein Schauspiel nur!
Wo faß ich dich, unendliche Natur?


Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen


Ach Gott! Die Kunst ist lang,
Und kurz ist unser Leben.


Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen.


Was du ererbt von deinen Vätern hast,
erwirb es, um es zu besitzen!


Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube;


O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!
Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!



Vor dem Tor

Nein, er gefällt mir nicht, der neue Burgemeister!
Nun, da ers ist, wird er nur täglich dreister


Nur der ist froh, der geben mag.


Mag alles durcheinander gehen;
Doch nur zu Hause bleibts beim alten.


Vom Eise befreit sind Strom und Bäche


Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein,
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!


Dem Helfer half der Helfer droben.


O glücklich, wer noch hoffen kann,
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!


Was man nicht weiß, das eben brauchte man,
Und was man weiß, kann man nicht brauchen.


Du bist dir nur des einen Triebs bewußt;
O lerne nie den andern kennen!
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;



Studierzimmer

Das also war des Pudels Kern!
Ein fahrender Skolast? Der Casus macht mich Lachen.


... Die Frage scheint mir klein,
für einen der das Wort so sehr verachtet.


Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen
Gewöhnlich aus dem Namen lesen


Nun gut wer bist du denn / Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will, und stets das Gute schafft.


Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;.
Drum besser wärs, wenn nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.


Den Teufel halte, wer ihn hält!
Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen.


Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten!


Ich bin zu alt, um nur zu spielen,
Zu jung, um ohne jeden Wunsch zu sein.


Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt.


Schlägst du erst die Welt in Trümmern,
die andre mag darnach entstehn.


Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!


Blut ist ein ganz besondrer Saft.


Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Er müßte doch zugrunde gehn!


Mir wird von alledem so dumm,
Als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum.


Denn was man schwarz auf weiß besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.


Doch wählt mir eine Fakultät! /
Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen. /
Ich kann es Euch so sehr nicht übelnehmen,
Ich weiß, wie es um diese Lehre steht.
Es erben sich Gesetz´ und Rechte
Wie eine ewge Krankheit fort;
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte
Und rücken sacht von Ort zu Ort.
Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;
Weh dir, daß du ein Enkel bist!
Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
Von dem ist, leider!, nie die Frage. /
Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt.
O glücklich der, den ihr belehrt.


Im ganzen: haltet euch an Worte!
Dann geht ihr durch die sichre Pforte
Zum Tempel der Gewißheit ein.


Das sieht schon besser aus! Man sieht doch wo und wie. /
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.



Auerbachs Keller in Leipzig

Ein garstig Lied! Pfui, ein politisch Lied


... Mein Leipzig lob ich mir!
Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.


Den Teufel spürt das Völkchen nie,
Und wenn er sie beim Kragen hätte.

 

Die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß.



Man kann nicht stets das Fremde meiden,
Das Gute liegt uns oft so fern.
Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Doch ihre Weine trinkt er gern.



Hexenküche

Der Teufel hat sies zwar gelehrt;
Allein der Teufel kanns nicht machen.


Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt
Und selbst am Ende Bravo sagt,
Da muß es was Gescheites werden.


Hexen-Einmaleins:
Du mußt verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei laß gehn,
Und Drei ist gleich,
So bist du reich!
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs -
So sagt die Hex -
Mach Sieben und Acht,
So ists vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins!


Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.


Du siehst mit diesem Trank im Leibe
Bald Helenen in jedem Weibe.



Strasse

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Mein Arm und Geleit Ihr anzutragen?


Du sprichst ja wie Hans Liederlich:
Der begehrt jede schöne Blum für sich


Mein Herr Magister Lobesan,
Laß Er mich mit dem Gesetz in Frieden!


Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos;



Abend

Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach, wir Armen!



Spaziergang

Ich möchte mich gleich dem Teufel übergeben,
Wenn ich nur selbst kein Teufel wär!



Der Nachbarin Haus

Ich bin ein armes junges Blut;
Ach Gott! Der Herr ist gar zu gut.



Garten

Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält
Als alle Weisheit dieser Welt.


Ja, aus den Augen, aus dem Sinn!


Da gehts, mein Herr, nicht immer mutig zu:
Doch schmeckt dafür das Essen, schmeckt die Ruh.


Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd,
Ein braves Weib sind Gold und Perlen wert.



Ein Gartenhäuschen

Du lieber Gott! Was so ein Mann
Nicht alles, alles denken kann!
Beschämt nur steh ich vor ihm da
Und sag zu allen Sachen ja.



Gretchens Stube

Mein Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer;
Ich find sie nimmer
Und nimmermehr.



Marthens Garten

Nun sag: Wie hast dus mit der Religion?


Das ist nicht recht, man muß dran glauben!/
Muß man?


Glaubst Du an Gott?/ Mein Liebchen, wer darf sagen:
Ich glaub an Gott!
Magst Priester oder Weise fragen,
Und ihre Antwort scheint nur Spott
Über den Frager zu sein.


Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Namen ist Schall und Rauch


Die Mädels sind doch sehr interessiert,
Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
Sie denken: duckt er da, folgt er uns eben auch.



Nacht

Ich gehe durch den Todesschlaf
Zu Gott ein als Soldat und brav.



Dom

Nachbarin! Euer Fläschchen! -



Kerker

Heinrich! Mir grauts vor dir!


Sie ist gerichtet! / Ist gerettet!