"Gedicht-Miniaturen" (max. 160 Zeichen)


Johann Wolfgang von Goethe

 

Willst Du immer weiterschweifen?
Sieh´, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.
(118 Zeichen)


Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln spürest Du,
Kaum einen Hauch;
Die Vöglein schweigen im Walde,
Warte nur, balde
Ruhest auch Du.
(134 Zeichen)


Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz.
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
(130 Zeichen)

 

Joseph von Eichendorff

 

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort;
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst Du nur das Zauberwort.
(123 Zeichen)

 

Theodor Storm

 

Hast Du mein herbes Wort vergeben?
O, schaue wieder lieb und hell!
An Deinem Lächeln hängt mein Leben;
(...)
Dein Herz ist meines Lebens Quell.
(135 Zeichen)


Die Liebe
Ist gar lieblicher Dunst;
Doch in der Ehe
Da steckt die Kunst.
(70 Zeichen)

 

Nächtliche Elegien

 

Sachte schweben Melodien,
Durch die stille Nacht zu mir.
Ich mische sie mit meinen Utopien
Und sende sie als Gruß zu Dir.
(120 Zeichen)


Süß sind die Erinnerungen,
An der Jugend Liebelei.
Glück und Schmerz waren verschlungen
Und die Zukunft einerlei.
(111 Zeichen)


Wenn die Stille sich verbreitet,
Wird das Leise langsam lauter.
Und mein Lieben (meistens leicht zu überhören)
Zaghaft klarer und vertrauter.
(140 Zeichen)


Erfror´ne Welt, verlor´ne Fahrten,
Durch Winterzauberwald von dort nach hier,
Frühling läßt noch auf sich warten,
Wäre gern schon jetzt bei Dir.
(141 Zeichen)


Die Welt hat sich zurückgezogen
Und läßt mich heut ganz schön allein,
Des Sommers Lieb und Glück sind auch verflogen
Und Du, Du solltest bei mir sein.
(148 Zeichen)


Wenn wir wieder glücklich werden,
Liegt es ganz allein an Dir,
Mir bleibt nur die eine Hoffnung:
Einmal noch vergibst Du mir ?!
(121 Zeichen)